Sunday, September 21, 2008

Webkare - Japanisches Social Network

TechCrunch berichtet über ein japanisches Phänomen: Virtuelle Freunde.


Webkare, eine Seite in Japan und auf Japanisch, ist eine Mischung aus sozialem Netzung und Dating-Simulation im Cartoon-Stil.

Die Seite richtet sich nur an Mädchen und hat seit ihrem Start am 10. September schon 10000 Mitglieder und 3,5 Millionen Seitenaufrufe.

Die Mädchen müssen sich mit einem der vier vorgegebenen Anime-Charaktere zusammen tun, mit ihnen Konversation machen. Sie müssen auch mit anderen Webkare-Mitgliedern zusammenarbeiten, um weiter zu kommen und das Herz des auserwählten Cartoon-Boys zu gewinnen.
Die Interaktion läuft über Cartoons.

Es gibt die Möglichkeit, ein einfaches Profil zu erstellen, sowie Messaging, ein Diskussionsforum und Microblogging. Der soziale Aspekt scheint im Vordergrund zu stehen, weil sich die einzelnen Mitglieder des Netzwerkes anfreunden und zusammenarbeiten sollen.

Es wird berichtet, dass 52 % der Mitglieder japanische Frauen und Mädchen zwischen 20 und 30, und 18 % über 30Jährige sind.

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Wednesday, August 27, 2008

Computerspielen

Die Schule beginnt hier in Wien am 1. September und damit treten für mich auch wieder Thematiken wie "Welchen Einfluss hat Computerspielen auf die Schulleistungen?" "Macht exzessives Computerspielen gewalttätig?" und Ähnliches wieder stark in den Vordergrund.

Das Zentrum für empirische europäische Forschung (zepf) in Landau hat eine Studie über die Funktion des Computerspielens im Alltag von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Leider habe ich keine Angabe über die genaue Altersgruppe gefunden.

Wichtigste Ergebnisse:

Von den 688 Befragten zeigen 11,3 % ein pathologisches Computerspielverhalten, davon waren die Mehrheit männliche Jugendliche.

10, 9 % sagten, sie würden nur wenig oder gar nicht spielen.

Die Studie weist nach, dass pathologische Computerspieler in ihrer aktuellen Lebenssituation ein höheres Ausmaß an Überforderung erleben und über weniger angemessene Strategien zur Alltagsbewältigung verfügen als unauffällige oder Nichtspieler. Die Extremspieler nützen das Spielen auch zur Stimmungsregulation. World of Warcraft ist besonders beliebt.

Die Studienautoren, Nina Moormann und Prof.Jäger heben aber hervor, dass häufiges und langes Computerspielen alleine nicht pathologisch ist - das ist es erst dann, wenn Merkmale süchtigen Verhaltens zu bemerken sind.

D.h. wenn sie zum Beispiel in den Schulleistungen nachlassen, oder körperliche Symptome wie Unruhe, Nervosität oder Gereiztheit zeigen, wenn sie nicht an den PC können.

Ich könnte ja als Warming-up zum Schulbeginn über Computerspiele reden - wer was spielt, welches die besten sind. Mal sehen...

Der Bericht über die Stude kann als pdf-Datei mit dem Titel Computerspielen als Stressbewältigung – die Gefahr einer pathologischen Entwicklung herunter geladen werden.

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Tuesday, May 13, 2008

Broken Flowers

Kürzlich sahen wir "Broken Flowers" (die DVD) von Jim Jarmusch, eine Art Parodie auf ein Roadmovie.

Bill Murray spielt den phlegmatischen Protagonisten Don Johnston, der zuerst von seiner Freundin verlassen wird und bald darauf einen geheimnisvollen rosa Brief mit der Info erhält, dass sein mittlerweile erwachsener Sohn (von dem er bis dato nichts wusste) ihn bald aufsuchen würde.

Worauf Don Johnston, (die Anspielung auf Don Johnson kann kein Zufall sein! und natürlich auch nicht jene auf Don Juan)- vor allem motiviert durch seinen Nachbarn - mal nachzudenken beginnt, wer seiner ehemaligen Freundinnen denn als Sohnesmutter in Frage käme. Schließlich nimmt er vier Damen in die engere Wahl, die er nun der Reihe nach aufsucht. Mit rosa Blumen, weil die Farbe Rosa eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Zuerst ist es Laura, die aber nur eine Tochter hat, die nicht nur Lolita heißt, sondern sich auch so gebärdet. Das ist alles sehr komisch gestaltet, wie Lolita bis zum letzten Winken sich selbst noch vom Wohnzimmerfenster aus halbnackt präsentiert. In Rosa natürlich.

Dann geht es zur kühlen Dora, die mit ihrem Ehemann im Immobiliengeschäft tätig ist. Die beiden sind aber ganz und gar kinderfrei. Das Treffen mit Carmen, der Tierkommunikatorin ist ebenfalls sehr komisch (besonders die Kommunikation mit der Katze) - aber ebenfalls ergebnislos.

Der nächste Besuch gilt einem Grab, da eine der Ladies bereits verstorben ist. Auch Penny, eine Art Rockerbraut, die auf dem Land lebt, ist nicht die Gesuchte. Allerdings scheint sie mit Don Johnston "unfinished business" zu assoziieren, denn er wird zur Sicherheit erst einmal von ihren Rockerfreunden verhauen. Bei all den Gesprächen trägt Bill Murray - fast immer - sein berühmtes, stoisches Pokerface - Gefühlsregungen kann man bestenfalls selbst reininterpretieren. Die wenigen Gesichtsbewegungen haben es allerdings in sich.

Die gesamte Reise in die amerikanische Alltagskultur (unterlegt von viel äthiopischer Musik) zeigt, wie verschieden Leben verlaufen können und sie lassen wohl auch den Protagonisten nachdenken, was gewesen wäre, wenn er bei der einen oder der anderen Frau geblieben wäre. Es geht um Älterwerden, vertane oder nicht genützte Möglichkeiten - die vorgestellt werden, von denen man aber letzten Endes nicht weiß, ob es nicht besser war, dass man sie nicht genützt hat.

Schließlich landet Don wieder ergebnislos zu Hause und ist dann wieder von Möglichkeiten geplagt: ist dieser hungrige, herumhängende Jugendliche mit rosa Schleife am Rucksack vielleicht sein Sohn? Oder vielleicht jener junge Mann, der in einem Auto vorbeifährt?

Wir wissen es nicht. Es ist schließlich auch egal. Don scheint sich durch Erlebnisse und Eindrücke der Reise, durch das zeitweise Verlassen seiner starren Lebensgewohnheiten und den Blick auf Andere und Anderes geändert zu haben.

Don Johnstons ehemalige Freundinnen sind übrigens auch großartig besetzt mit Sharon Stone, Jessica Lange, Frances Conroy und Tilda Swinton. Ein Kunstwerk, das ich mir wahrscheinlich noch öfter anschauen werde.

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Monday, January 28, 2008

Handy-Romane

Der Renner unter japanischen Jugendlichen sind Handyromane. Falls Sie nicht wissen, was genau das sein soll: am Handy eingetippte und über's Handy gelesene Romane - über Liebe, Sex, Horror und dergleichen, dem Medium entsprechend in denkbar kurzen Sätzen. Die Schreiberinnen sind vor allem junge Frauen.

Wie die New York Times Beilage des Standard heute unter der Überschrift "In Japan, Purists fret at the Rise of the Cellphone Novel" vermeldet waren fünf (später) gedruckte Handyromane letztes Jahr unter den 10 bestverkauften Romanen im Buchhandel.

Kritiker sprechen von einem weiteren Niedergang der Literatur und Sprache - wegen der kurzen Sätze sowie der Oberflächlichkeit von Charakteren und Handlung.

Einer der beliebtesten Schreiber, ein junger Mann namens Yoshi verglich in einem Interview das Schreiben von Handyromanen mit der Live-Performance einer Band, weil die Autoren unmittelbar und interaktiv auf Änderungswünsche oder Reaktionen des Publikums eingehen können.

Die Stars der Szene können in Japan mit den kurzen Texten ziemlich viel Geld verdienen. Rin, eine der Spitzenschreiberinnen verkaufte letztes Jahr 400 000 Printversionen ihrer in öffentlichen Verkehrsmitteln getippten Storys.

Momentan sind diese Romane nur in Japan erfolgreich und bekannt. Ich frage mich, ob das auf eine Vorliebenkombination vieler Japaner zu Handys und kurzen Texten (Haikus) zurückzuführen ist ;-).

Jedenfalls habe ich den Artikel in der NYT zum Anlass genommen, in meinen heutigen Unterrichtsstunden eine kleine Befragung zum Thema durchzuführen.

Keine/r der Jugendlichen zwischen 16 und 20 hatte bisher von den "Cellphone Novels" gehört. Man war sich unschlüssig, ob man solche Romane lesen wollte, wenn sie bei uns angeboten würden. Zwei Mädchen überlegten sich, ob sie nicht auch "so etwas" zusammen brächten. Man wunderte sich auch, ob die Texte nicht schwer zu lesen wären.

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Sunday, January 27, 2008

Ein Lehrer in New York

Ein beeindruckendes Buch ist "Teacher Man" oder, wie es auf Deutsch heißt "Tag und Nacht und auch im Sommer" (bisschen komische Übersetzung, oder?) von Frank Mc Court.

Ich habe es schon im Sommer gelesen (mhm, tolle Lektüre für Lehrer im Sommer, damit sie die Schule nicht vergessen) - und fand meinen eigenen Lehrerinnenalltag in vielen Situationen wieder!

Frank Mc Court war viele Jahrzehnte lang Berufsschullehrer in New York. Als junger Lehrer traf er auf eine Klientel, der Lernen und das Umgehen mit Schrift und Wissen ähnlich fremd zu sein schien, wie es bei manchen meiner Schüler der Fall ist. Er versuchte sich an unkonventionellen Methoden, was klarerweise die Schulhierarchie und einige Kollegen nicht besonders zu schätzen wussten.

Seine Einstellung, sich Schülern gegenüber interessiert zu zeigen, und seine (ganz sicher von den irischen Genen stammende) Fähigkeit der Erzählkunst begünstigten aber seine Unterrichts- und Erziehungsarbeit ungemein.

Eine meiner Lieblingsstellen, allerdings auf Englisch:

"Somebody should have told me, Hey, Mac, your life, Mac, thirty years of it, Mac, is gonna be school, school, school, kids, kids, kids, papers, papers, read und correct, read and correct, mountains of papers piling up at school, at home, days, nights, reading stories, poems, diaries, suicide notes, diatribes, excuses, plays, essays, even novels - the works of thousands - thousands - of New York teenagers over the years, a few hundred working men and women, and you get no time for reading Graham Greene or Dashiell Hammett, F. Scott Fitzgerald oder old P.G. Wodehouse, or your main man, Mr. Jonathan Swift.

You'll go blind reading Joey and Sandra, Tony and Michelle, little agonies and passions and ecstasies. Mountains of kid stuff, Mac. If they opened your head they'd find a thousand teenagers clambering all over your brain ....."

.."Remember, if this is your world, you're one of them, a teenager. You live in two worlds. You're with them, day in, day out, and you'll never know, Mac, what that does to your mind. June will come, and it's bye-bye, teacher, nice knowin' you, my sister's gonna be in your class in September. But there's something else, Mac. In any classrom, something is always happening. They keep you on your toes. They keep you fresh. You'll never grow old, but the danger is you might have the mind of an adolescent forever. That's a real problem, Mac. You get used to talking to those kids on their level. Then when you go to a bar for a beer, you forget how to talk to your friends and they look at you. They look at you like you just arrived from another planet and they're right".

Diesen Blick von Freunden, ja, den kenn ich auch.

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Friday, February 16, 2007

Wahlkämpfen im Internet

In den gegenwärtig laufenden Wahlkämpfen (Vereinigte Staaten, Frankreich) werden die Diskussions- und Präsentationsmöglichkeiten des Internet von einigen Politikern verstärkt genutzt - von manchen hingegen kaum.

Hillary Clinton richtete sich beim Einstieg in den Wahlkampf zuallererst über ihre Webseite an ihre Unterstützer und die Öffentlichkeit. Man kann dort ihre politischen Standpunkte zu den Wahlkampfthemen nachlesen und Videos anschauen. Auch ein Weblog wird demnächst aktiviert werden – Gastblogger sollen für Beiträge gewonnen werden
Frau Clinton ist aber auch in anderen Online-Bereichen umtriebig. Beispielsweise hat sie auf der Yahoo-SeiteAnswers die Frage gestellt: „Wenn Sie von der Erfahrungen Ihrer eigenen Familie ausgehen – was sollen wir Ihrer Meinung nach machen, um die Gesundheitsvorsorge in Amerika zu verbessern?“ – und erhielt Tausende von Antworten.

Auf den Webseiten von Barack Obama gibt es Podcasts und Videos sowie ein Gruppenblog.

Eine äußerst umfassende und weitreichende Internetpräsenz betreibt die französische Sozialistin Ségolène Royal. Auf désirs d'avenir (Wünsche der Zukunft) präsentiert sie ihre 100 Ideen für die Präsidentschaft und hat angeblich hunderttausende Antworten darauf bekommen. Besucher ihrer Webseite sind eingeladen, sich an der Debatte um aktuelle politische Themen zu beteiligen. Dasselbe gilt für die Blogosphere”, “Segosphere” und das Forum. Auf einem Weblog werden Ratschläge erteilt, wie man Unterstützungsblogs einrichten kann.

Im Internet gibt es auch eine Diskussion unter dem Titel 2008:Who’s ahead Online, begonnen von Micah L. Sifry (auf Englisch). In seinem Beitrag vergleicht er die Online-Wahlkämpfe von Republikanern und Demokraten in der Vereinigten Staaten und kommt zum Schluss: Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten sind im Netz fast nicht vorhanden.

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Wednesday, February 14, 2007

Alles Gute, Alexander Kluge!

Kleiner Ausschnitt eines Interviews von Alexander Kluge (geführt von Claus Philipp):

"Philipp: "Tür an Tür mit einem anderen Leben" sollte wohl Tür an Tür mit Ihren anderen Büchern gelesen werden?

Kluge: Das würde ich mir wünschen. Sehen Sie, der Kernpunkt meiner Wahrnehmungen im Film und in der Literatur ist der Antirealismus des Gefühls. Das heißt: Menschen, die mit einer Wirklichkeit konfrontiert werden, die diese Menschen missachtet, leugnen diese Wirklichkeit - dies ist wirklich. Und dass diese bittere und harte Wirklichkeit durch Menschen nicht einfach zu verändern ist zu Lebzeiten, mit den Mitteln, die wir kennen: Das ist eine zweite Wirklichkeit. Eine weitere Wirklichkeit ist unsere außerordentlich noble Herkunft, die übrigens jeder Bauer im Bauernkrieg empfunden hat, wenn er sagte: Wir und die Adeligen waren seinerzeit im Paradies gleich. Eine vierte Wirklichkeit: Wir sind von drei Sonnen, die zugrunde gehen müssen, ehe Materie unserer Art entsteht, gezeugt. Dieser Aufwand, damit so etwas wie Menschen entstehen, scheint irgendwie mehr wert zu sein als das, was wir in einem einzelnen Leben empfinden und tun."

Alexander Kluge, Filmemacher, Fernsehproduzent, Schriftsteller, Drehbuchautor und Medientheoretiker ist heute 75 Jahre alt geworden. Alles Gute!

Gestern ist auch sein neues Buch erschienen: Geschichten vom Kino.
Sehr lesenswert auch:

Tür an Tür mit einem anderen Leben und
Die Lücke, die der Teufel lässt".

Das erzählt Kluge im Stile der Nietzsche'schen Aphorismen - als wunderbare Geschichten, Beobachtungen, Anekdoten, Ereignisse. Der Teufel ist nicht ein Einzelwesen, sondern zeigt sich in den Disastern der Moderne, wie zB 9/11.

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