Wednesday, February 14, 2007

Alles Gute, Alexander Kluge!

Kleiner Ausschnitt eines Interviews von Alexander Kluge (geführt von Claus Philipp):

"Philipp: "Tür an Tür mit einem anderen Leben" sollte wohl Tür an Tür mit Ihren anderen Büchern gelesen werden?

Kluge: Das würde ich mir wünschen. Sehen Sie, der Kernpunkt meiner Wahrnehmungen im Film und in der Literatur ist der Antirealismus des Gefühls. Das heißt: Menschen, die mit einer Wirklichkeit konfrontiert werden, die diese Menschen missachtet, leugnen diese Wirklichkeit - dies ist wirklich. Und dass diese bittere und harte Wirklichkeit durch Menschen nicht einfach zu verändern ist zu Lebzeiten, mit den Mitteln, die wir kennen: Das ist eine zweite Wirklichkeit. Eine weitere Wirklichkeit ist unsere außerordentlich noble Herkunft, die übrigens jeder Bauer im Bauernkrieg empfunden hat, wenn er sagte: Wir und die Adeligen waren seinerzeit im Paradies gleich. Eine vierte Wirklichkeit: Wir sind von drei Sonnen, die zugrunde gehen müssen, ehe Materie unserer Art entsteht, gezeugt. Dieser Aufwand, damit so etwas wie Menschen entstehen, scheint irgendwie mehr wert zu sein als das, was wir in einem einzelnen Leben empfinden und tun."

Alexander Kluge, Filmemacher, Fernsehproduzent, Schriftsteller, Drehbuchautor und Medientheoretiker ist heute 75 Jahre alt geworden. Alles Gute!

Gestern ist auch sein neues Buch erschienen: Geschichten vom Kino.
Sehr lesenswert auch:

Tür an Tür mit einem anderen Leben und
Die Lücke, die der Teufel lässt".

Das erzählt Kluge im Stile der Nietzsche'schen Aphorismen - als wunderbare Geschichten, Beobachtungen, Anekdoten, Ereignisse. Der Teufel ist nicht ein Einzelwesen, sondern zeigt sich in den Disastern der Moderne, wie zB 9/11.

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