Monday, January 28, 2008

Handy-Romane

Der Renner unter japanischen Jugendlichen sind Handyromane. Falls Sie nicht wissen, was genau das sein soll: am Handy eingetippte und über's Handy gelesene Romane - über Liebe, Sex, Horror und dergleichen, dem Medium entsprechend in denkbar kurzen Sätzen. Die Schreiberinnen sind vor allem junge Frauen.

Wie die New York Times Beilage des Standard heute unter der Überschrift "In Japan, Purists fret at the Rise of the Cellphone Novel" vermeldet waren fünf (später) gedruckte Handyromane letztes Jahr unter den 10 bestverkauften Romanen im Buchhandel.

Kritiker sprechen von einem weiteren Niedergang der Literatur und Sprache - wegen der kurzen Sätze sowie der Oberflächlichkeit von Charakteren und Handlung.

Einer der beliebtesten Schreiber, ein junger Mann namens Yoshi verglich in einem Interview das Schreiben von Handyromanen mit der Live-Performance einer Band, weil die Autoren unmittelbar und interaktiv auf Änderungswünsche oder Reaktionen des Publikums eingehen können.

Die Stars der Szene können in Japan mit den kurzen Texten ziemlich viel Geld verdienen. Rin, eine der Spitzenschreiberinnen verkaufte letztes Jahr 400 000 Printversionen ihrer in öffentlichen Verkehrsmitteln getippten Storys.

Momentan sind diese Romane nur in Japan erfolgreich und bekannt. Ich frage mich, ob das auf eine Vorliebenkombination vieler Japaner zu Handys und kurzen Texten (Haikus) zurückzuführen ist ;-).

Jedenfalls habe ich den Artikel in der NYT zum Anlass genommen, in meinen heutigen Unterrichtsstunden eine kleine Befragung zum Thema durchzuführen.

Keine/r der Jugendlichen zwischen 16 und 20 hatte bisher von den "Cellphone Novels" gehört. Man war sich unschlüssig, ob man solche Romane lesen wollte, wenn sie bei uns angeboten würden. Zwei Mädchen überlegten sich, ob sie nicht auch "so etwas" zusammen brächten. Man wunderte sich auch, ob die Texte nicht schwer zu lesen wären.

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Sunday, January 27, 2008

Ein Lehrer in New York

Ein beeindruckendes Buch ist "Teacher Man" oder, wie es auf Deutsch heißt "Tag und Nacht und auch im Sommer" (bisschen komische Übersetzung, oder?) von Frank Mc Court.

Ich habe es schon im Sommer gelesen (mhm, tolle Lektüre für Lehrer im Sommer, damit sie die Schule nicht vergessen) - und fand meinen eigenen Lehrerinnenalltag in vielen Situationen wieder!

Frank Mc Court war viele Jahrzehnte lang Berufsschullehrer in New York. Als junger Lehrer traf er auf eine Klientel, der Lernen und das Umgehen mit Schrift und Wissen ähnlich fremd zu sein schien, wie es bei manchen meiner Schüler der Fall ist. Er versuchte sich an unkonventionellen Methoden, was klarerweise die Schulhierarchie und einige Kollegen nicht besonders zu schätzen wussten.

Seine Einstellung, sich Schülern gegenüber interessiert zu zeigen, und seine (ganz sicher von den irischen Genen stammende) Fähigkeit der Erzählkunst begünstigten aber seine Unterrichts- und Erziehungsarbeit ungemein.

Eine meiner Lieblingsstellen, allerdings auf Englisch:

"Somebody should have told me, Hey, Mac, your life, Mac, thirty years of it, Mac, is gonna be school, school, school, kids, kids, kids, papers, papers, read und correct, read and correct, mountains of papers piling up at school, at home, days, nights, reading stories, poems, diaries, suicide notes, diatribes, excuses, plays, essays, even novels - the works of thousands - thousands - of New York teenagers over the years, a few hundred working men and women, and you get no time for reading Graham Greene or Dashiell Hammett, F. Scott Fitzgerald oder old P.G. Wodehouse, or your main man, Mr. Jonathan Swift.

You'll go blind reading Joey and Sandra, Tony and Michelle, little agonies and passions and ecstasies. Mountains of kid stuff, Mac. If they opened your head they'd find a thousand teenagers clambering all over your brain ....."

.."Remember, if this is your world, you're one of them, a teenager. You live in two worlds. You're with them, day in, day out, and you'll never know, Mac, what that does to your mind. June will come, and it's bye-bye, teacher, nice knowin' you, my sister's gonna be in your class in September. But there's something else, Mac. In any classrom, something is always happening. They keep you on your toes. They keep you fresh. You'll never grow old, but the danger is you might have the mind of an adolescent forever. That's a real problem, Mac. You get used to talking to those kids on their level. Then when you go to a bar for a beer, you forget how to talk to your friends and they look at you. They look at you like you just arrived from another planet and they're right".

Diesen Blick von Freunden, ja, den kenn ich auch.

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